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Die Frau aus kulturwissenschaftlicher Perspektive

Автор Tony, августа 10, 2006, 10:44

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Tony

[Vielleicht hat ja einer Lust auf außersprachliche Diskussionen. Dies ist ein Artikel, den ich für einen Romanistikulturwissenschaftseinführungskurs schreiben musste, wobei ich allerdings die Wahl hatte, ob ich über die Frau oder den Mann schreibe. ;) ]

Die Frau aus kulturwissenschaftlicher Perspektive

1. Die Frau im 17. Jh.
Der Lexikonartikel1 Furetières beschreibt die Frau hauptsächlich aus gesellschaftlicher Perspektive.

Einerseits wird geschrieben, dass Mann und Frau einen Fleisches seien (,,Le mari & la femme sont deux personnes en une chair.") und dass Frau (,,Femme") alles beinhalte, was das weibliche Geschlecht angeht (,,se dit quelquefois de tout le sexe feminin"). Weiter wird präzisiert, dass die Frau im biologischen Sinne diejenige ist, die Kinder empfängt und in ihrem Bauch austrägt (,,Celle qui conçoit & qui porte les enfants dans son ventre.").

Andererseits wird aber auch gesagt, dass Frauen hauptsächlich die sind, die verheiratet sind oder waren (,,se dit particulierement de celles qui sont ou ont este mariées.") und dass die Frauen in Frankreich in ewiger Vormundschaft ihrer Ehemänner bleiben werden (,,les femmes en France sont en la tutelle perpetuelle de leurs maris."). St. Augustin bezeichnet die Frauen auch als das unterwürfige Geschlecht (,,St. Augustin appelle les femmes, le sexe devot."). Auch interessant ist der Eintrag ,,es gibt 100.000 Einwohner in dieser Stadt, ohne die Frauen und kleinen Kinder." (,,il y a cent mille habitans dans cette ville, sans les femmes & les petits enfants.").

Der Frau werden traditionelle Frauenberufe wie Hebamme (,,une sage-femme") und Zofe (,,une femme de chambre") zugeordnet.

Schließlich zeigt der Artikel damals übliche Redewendungen auf:
1. ,,Einen Appetit wie eine dicke Frau haben" (,,C'est un appetit de femme grosse") wird verwendet, um ein gestörtes Essverhalten (,,un appetit deréglé") auszudrücken;
2. Man sagte auch ,,eine Frau nehmen" (,,Prende à femme") für ,,heiraten" (,,Se marier");
3. ,,Eine verlassene Frau" (,,une femme abandonnée") steht für eine ,,Prostituierte" (,,Prostituée")
4. ,,Salomon wollte eine starke Frau finden, er sagt, dass er unter Tausend Männern einen guten gefunden hat, und unter allen Frauen fand er keine einzige." (,,Salomon dessie de trouver la femme forte: il dit que de mille hommes il en a trouvé un bon, & de toutes les femmes pas une.").

Die beiden Abbildungen2 von Bildloo, ,,Anatomia" genannt, zeigen zwei Aktgemälde. Die darauf abgebildete Frau entspricht den damaligen Schönheitsvorstellungen und zeichnet sich durch verspielte Posen in gestellter Umgebung aus. Dennoch werden hier die äußeren Merkmale einer Frau dargestellt, auch wenn sie sich in die lange Tradition der Aktmalereien einreihen.

Die untere Abbildung ,,Die törichten Jungfrauen" von Abraham Bosse3 zeigt mehrere Frauen, die sich verschiedenen Beschäftigungen hingeben, so betrachtet sich eine im Spiegel, zwei spielen Karten, eine andere hält ein Streichinstrument, und die fünfte beobachtet die Szenerie. Deutlich tritt der Widerspruch zwischen der Bezeichnung ,,Jungfrau" und dem abgebildeten Verhalten der Frauen auf, da Jungfrauen im Christentum als charakterlich edel, unschuldig und allgemein gut dargestellt werden, während diese hier als Müßiggänger porträtiert werden. Die untenstehenden Verse zeigen auf wie zu der Zeit über Frauen gedacht wurde. Danach sollen sie sich nur mit nichtigen Dingen und vergänglichen Frivolitäten wie Spielen, Musik, Festen, Tanz und Liebe beschäftigen, welches ganz ihrem Wesen entspräche und denen sie sich tags und nachts hingäben.


2. Die Frau heute
Der Artikel ,,Frau/Mann"4 zeigt verschiedene Geschlechterausprägungen und beleuchtet sie unter historisch-mythologischem Vorzeichen, aber auch auf Grundlage der  modernen Genderforschung.

Ausgangspunkt des Artikels das klassische Zweigeschlechtermodell, welches sich auf biologische Unterschiede zwischen dem weiblichen und männlichen Körper begründet, und dass dieses Modell die Identität der Menschen essenziell beeinflusse. Diese Unterschiede werden als ,,kulturell festgelegt" beschrieben, so dass sie nicht als naturgegeben zu verstehen sind, da die Unterschiede innerhalb der beiden Geschlechter ignoriert werden. Weiterhin wird ausgesagt, dass die Frau in den am weitesten verbreiteten Mythologien die dem Mann unterlegene Rolle zukommt, worauf sich die bis heute vorherrschende Ungleichbehandlung der Frau begründe.


3. Die Frau im Laufe der Zeit
Der Brockhausartikel5 zeigt den allmählichen Wandel des gesellschaftlich bestimmten Rollenverständnisses der Frau unter historischen Gesichtspunkten auf und gibt auch eine Übersicht über deren Wandel in Europa bis zur heutigen Zeit; andere geografische Räume werden nur kurz abgehandelt. Dieses Rollenverständnis ist allerdings bis heute oftmals männlich geprägt, und in der Vergangenheit hatte kaum eine Frau an dessen Entwicklung teilnehmen können.

In einigen europäischen Kulturen der vorchristlichen Zeit wie der mykenischen hielten Frauen eine gesellschaftliche Stellung inne, die sie erst wieder im 20. Jh. erreichen sollte. Doch bereits in der griechischen Antike, welche eine der Grundlagen des heutigen Europas ist, verringerte sich ihr Einfluss innerhalb der Geellschaft. Massiv verstärkt wird dieser Trend durch die fortlaufende, bezüglich der Frauen negativ besetzte, Interpretation der jüdisch-christlichen Lehre.


4. Vergleich aus der Perspektive der Genderforschung
Renate Hof6 verweist in ihrem Aufsatz auf die Schwierigkeiten innerhalb der Genderforschung, die zwar einige klare Konzepte, aber noch keinen eindeutigen Kanon hervorgebracht hat, so dass es schwierig ist, klare Antworten zu finden.

Der erste Artikel beschreibt die Frau aus der Sichtweise des von Hof genannten ,,biologischen Determinismus", wonach ihr allein schon auf Grund ihrer biologischen Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht gewisse Wesenszüge und Vorlieben zukommen, und dass sie in ihrem Wesen unterwürfiger seien die Männer. Bestimmte Funktionen wie das Gebären von Kindern sind natürlich biologisch prädeterminiert, aber die Ansicht, dass eine Frau nur dann eine Frau sei, wenn sie mit einem Mann verheiratet ist, ist vollkommen unhaltbar. Auch ist keinesfalls nachweisbar, dass Frauen generell dem Mann unterlegen seien oder sie gar als unvollkommende Versionen der Männer angesehen werden können wie das lange Zeit von der christlichen Kirche gelehrt worden war.

Auf Grund der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse, die im Brockhausartikel näher definiert werden, war es den Frauen auch nicht möglich, alle Berufe zu ergreifen, so dass sie sich mit einigen ausgesuchten wie Hebamme begnügen mussten, sofern ihnen überhaupt eine berufliche Tätigkeit erlaubt war, da sie zu der Zeit dem Mann nicht nur verpflichtet waren, sondern auch über keinerlei Rechte verfügten. Das Ergreifen von Berufen war in gesellschaftlich höher gestellten Schichten absolut verpönt und hätte einen gesellschaftlichen Abstieg oder gar den Ausschluss bedeutet. Deswegen  ist es nicht verwunderlich, dass sich ,,die törischen Jungfrauen" die Zeit mit scheinbaren Belanglosigkeiten die Zeit vertrieben.

Die Frauen werden im Artikel und den Abbildungen hauptsächlich als Schöne mit dem Verstand und der Wertigkeit von Kindern gezeigt.

Der Artikel aus der Jetztzeit befindet sich auf dem heutigen Stand der Genderforschung und behandelt die Frau als Teil des kulturellen Systems der Gesellschaft, die aus mythologischen Konzeptionen hervorgegangen, und sozial und kulturell in den meisten Gesellschaften tradiert worden ist. Als Kritik am klassischen zweigeschlechtlichen Modell wird hervorgebracht, dass es nicht den tatsächlichen Begebenheiten entspräche, sondern vielmehr als Mittel zur Unterdrückung der Frau angewendet wurde und noch immer dergestalt praktiziert werde. Dies entspricht auch den Ausführungen Hofs, wonach im Grunde die gesamte kulturwissenschaftliche Geschichte neugeschrieben müsse, wolle man denn auch die Frauen miteinschließen, denn diese ist bisher fast nur aus männlicher Perspektive geschrieben worden.


1 Furetière, Antoine: Dictionnaire universel. La Haye-Rotterdam 1690, t. 2.
2 Bildloo: Anatomia. 1685.
3 Bosse, Abraham: Les vierges folles. v. 1635.
4 Kroll, Renate (Hg.): Metzler Lexikon Gender Studies. Stuttgart [u.a.] 2002, S. 116.
5 F. A. Brockhaus GmbH (Hg.): Brockhaus – Die Enzyklopädie. Band 7. Leipzig, Mannheim 1997. S. 625-631.
6 Hof, Renate: ,,Kulturwissenschaften und Geschlechterforschung", in: Ansgar Nünning/Vera Nünning (Hg.): Konzepte der Kulturwissenschaften. S. 330-337.

klaus

Gestern habe ich Ihren Artikel gefunden. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen. Es ist eine gute Literaturübersicht, aber Ihre persönliche Meinung zu diesem Thema ist nicht ganz klar. Außerdem haben Sie nicht ganz genau die Bedeutung einiger französischen Wörter verstanden. Und zwar:

St. Augustin bezeichnet die Frauen auch als das unterwürfige Geschlecht (,,St. Augustin appelle les femmes, le sexe devot.")
dévot = fromm, nicht unterwürfig. 

,,Einen Appetit wie eine dicke Frau haben" (,,C'est un appetit de femme grosse")
femme grosse = die Schwangere. Einige Schwangeren sind dafür bekannt, dass sie an den erhöhten Appetit leiden. 

,,Eine verlassene Frau" (,,une femme abandonee")
femme abandonée = die sich einem Mann hingebende Frau.

Zitat:  Die untenstehenden Verse zeigen auf wie zu der Zeit über Frauen gedacht wurde.

Ich hätte diesen Gedanken anders dargelegt:

Die untenstehenden Verse zeigen auf die Weise, die man zu seiner Zeit die Frauen zu sehen hatte.

...dass sie in ihrem Wesen unterwürfiger seien [als] die Männer.

Viel Erfolg!

Да здравствует свободная Эстония! Elagu vaba Eesti!

Tony

klaus, danke für die Anmerkungen! :)

Naja, ich bin ja auch noch in den unteren Französischsprachkursen.

P.S.: Siezen ist wirklich nicht erforderlich. ;)

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